Mit einem Magistratsempfang in der Wetzlarer Stadthalle hat die Stadt Wetzlar der urkundlichen Ersterwähnung des Stadtbezirks Niedergirmes von 1250 Jahren gedacht.
Oberbürgermeister Manfred Wagner (SPD) begrüßte 80 geladene Gäste aus dem Stadtteil, Magistrat und Stadtverordnetenversammlung zu einem Programm aus Vorträgen und musikalischen Darbietungen, moderiert von Frank Mignon. Wagner nannte Niedergirmes einen Stadtbezirk mit engem Zusammenhalt, was sich etwa in der aktiven Vereinsgemeinschaft zeige, die vielfältige Veranstaltungen für alle Bewohner organisiere. Auch die langjährige Begleitung durch das Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ habe dazu beigetragen. Dabei seien rund 12 Millionen Euro in Niedergirmes in Projekte wie dem Nachbarschaftszentrum investiert worden. „Niedergirmes hat viele Stärken, viele schöne Ecken und viele Herausforderungen“, so der Oberbürgermeister.
Als „weltoffen, tolerant und bunt“ stellte der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Niedergirmeser Vereine, Mario Bingel, Niedergirmes vor. Es sei ein „liebenswerter und manchmal chaotischer Stadtteil“.
Einen Einblick in die Historie des mit 6.000 Einwohnern größten Wetzlarer Stadtbezirks, gab der Leiter des Stadtarchivs, Christoph Franke. 771 sei Niedergirmes im erstmals im Lorscher Kodex erwähnt worden. Danach habe es 400 Jahre lang gar keine Informationen über den Ort gegeben. Über Jahrhunderte habe Niedergirmes als „solmisches Dorf“ im Ringen mit der benachbarten Stadt Wetzlar seine Unabhängigkeit bewahrt. Am Anfang des 20. Jahrhunderts war es dann soweit: Obwohl 1901 96 Prozent der Niedergirmeser gegen eine Eingemeindung nach Wetzlar stimmten, wurde diese 1903 auf Anordnung des Regierungspräsidenten vollzogen. Zuvor hatte der Wetzlarer Magistrat bereits versucht, sich nur das Bahnhofsgelände, das auf Girmeser Gemarkung liegt, einzuverleiben.
Noch bis in die Fünfziger Jahre hätten sich die Niedergirmeser von Wetzlar vernachlässigt gefühlt, als fünftes Rad am Wagen – eine Sicht, die mittlerweile als „Geschichte“ gelten kann.
Der Magistratsempfang endete mit einer Eintragung ins Goldene Buch der Stadt, zu der Vertreter der städtischen Gremien und des Stadtteils eingeladen waren, mit Oberbürgermeister Wagner und Stadtverordnetenvorsteher Udo Volck an der Spitze.
Für Musikeinlagen sorgten die Lehrerband der August-Bebel-Schule und Frank Mignon mit seinen „Niedergirmes –Lied“.
Bild und Text: Stadt Wetzlar.