Anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz, das als eine Chiffre für die menschenverachtenden Gräueltaten der NS-Gewaltherrschaft gilt, hat Oberbürgermeister Manfred Wagner (SPD) im Rahmen der Gedenkstunde der Stadt Wetzlar dazu aufgerufen, in der Erinnerung an die Gräueltaten der Nationalsozialisten nicht nachzulassen.
„Ohne Erinnerung gibt es weder eine Überwindung des Bösen noch Lehren für die Zukunft“, zitierte Wagner den früheren Bundespräsidenten Roman Herzog. Auschwitz sei das Synonym für die Ermordung der europäischen Juden und sei das Kainsmal des Rassenwahns. Wagner nannte es bedenklich, dass ein Viertel der Deutschen der Meinung sei, dass es bei der Erinnerung ein „Zuviel“ gebe. „Wir haben eine Verantwortung nicht nur fürs Tun, sondern auch für das, was wir unterlassen“, sagte der Oberbürgermeister. Eine Kultur des Erinnerns und des Widersprechens gegen die Verharmlosung des Nationalsozialismus ist gerade in Zeiten in denen in unserer Gesellschaft wieder einiges ins Rutschen kommt, unverzichtbar.
An der Gedenkstunde, die wegen Dauerregens im Alten Rathaus stattfand, nahmen unter anderem Vertreter aus Landes-, Kreis- und Stadtpolitik sowie Vertreter von Polizei, Kirchen und Behörden teil. Am Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus am Bebelplatz legten Wagner und der stellvertretende Stadtverordnetenvorsteher Günter Pohl (SPD) anschließend einen Kranz nieder.
Die Veranstaltung wurde von der Songgruppe der Freiherr-vom-Stein-Schule mitgestaltet, die das „Buchenwaldlied“, das von Häftlingen des KZ Buchenwald erschaffen wurde und Bonhoeffers „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ vortrug. Bonhoeffer hatte den Text in der Gestapo-Haft geschrieben, kurze Zeit bevor er hingerichtet wurde. Wagner betonte, die Stadt wolle auch weiterhin heimische Schulen in die Gedenkveranstaltung zum Holocaustgedenktag einbeziehen.