Wenn über die Gewährleistung des Grundrechtes auf angemessenen und die eigenen Bedürfnisse befriedigenden Wohnraums diskutiert wird, dann steht regelmäßig der potentielle Eigenheimbesitzer im Fokus. Zwar haben wir in Wetzlar in den letzten Monaten einiges angeschoben, um durch die Erschließung von neuen Bauflächen den Traum nach eigenen vier Wänden zu erfüllen, doch ist der Blick nach der Beurteilung von Bürgermeister Manfred Wagner weiter zu lenken.
Schließlich können wir nicht unendlich Fläche für Siedlungsflächen in Anspruch nehmen, müssen uns mit den Leerständen in den alten Ortslagen beschäftigen und es gilt, gerade auch den
Mietwohnungsmarkt mit dem Schwerpunkt des sozialen Wohnungsbaus zu diskutieren.
Zwar gilt der Wohnungsmarkt in Wetzlar derzeit noch als ausgeglichen, doch verspüren wir eine Veränderung, die über kurz oder lang nach Einschätzung des Bürgermeisters eine Neubewertung der Situation erforderlich machen wird. Da die Frage der angemessenen Wohnraumversorgung eines der kommunalpolitischen Kernthemen ist, will ich die Diskussion in den städtischen Gremien durch die Vorlage einer Bestandsaufnahme anstoßen und im weiteren Verlauf des Verfahrens gemeinsam mit den Akteuren der Wohnungswirtschaft, aber auch den Verbänden zu einer Linienführung gelangen, die auch das Handeln der Stadt in den Wohnungsgesellschaften prägen soll.
Wie Bürgermeister Manfred Wagner betonte, gewinnen die Städte aufgrund ihres umfassenden kulturellen, sportlichen, sozialen, medizinischen und wirtschaftlichen Angebotes zunehmend an Attraktivität. Das gilt auch für Wetzlar. So verspüren die hiesigen Wohnungsgesellschaften inzwischen eine deutlich geringere Fluktuation – Mietverhältnisse sind von zunehmend langfristigerer Dauer, werden seltener aufgekündigt und damit geht ein Aufbau von Wartelisten einher. Menschen, die als Flüchtlinge zu uns kommen und hier Aufnahme und als Fachkräfte Arbeit finden können, bestärken diesen Trend. Und zudem hat sich das Haushaltsbildungsverhalten verändert. Allenthalben wächst trotz rückläufiger oder stagnierender Einwohnerzahlen die Zahl der Haushalte, weil Menschen alleine oder als Alleinerziehende leben. Das gilt auch in Wetzlar, das im Übrigen einen leichten, aber beständigen Anstieg der Einwohnerzahlen verzeichnen kann.
Da sich aber die Zahl der durch die Wohnungsbauförderung gebundenen und mit einem Belegungsrecht für die Kommune ausgestatteten Wohneinheiten in den nächsten Jahren auch in Wetzlar rückläufig entwickeln wird, sind jetzt die Diskussionen zu führen und konzeptionelle Festlegungen zu treffen, sagte Wagner.
Dabei gilt es, so Wagner, auch die Förderbedingungen des Landes für die Schaffung von geförderten Mietwohnungseinheiten kritisch zu betrachten. Die aktuellen Förderkriterien begünstigen insbesondere den Ballungsraum Rhein-Main und benachteiligen die ländlichen Regionen, da sich die Förderhöhe je Quadratmeter neu geschaffenem Wohnraum nach dem Grund- und Bodenpreis ausrichtet. Dieser ist zum Beispiel in Frankfurt deutlich höher, doch liegen die Erstellungskosten nicht im gleichen Maße oberhalb des hiesigen Niveaus. Daraus folgt unter dem Strich, dass der Quadratmeter Wohnraum bei uns eine geringere Förderung erfährt als zum Beispiel in der Mainmetropole. Dort können innerstädtische Parzellen zudem durch andere, großzügigere Möglichkeiten des Ausnutzens von Grund und Bodens aber mit einer größeren Zahl von Wohnung bebaut werden als in der ländlichen Region, was zu weiteren Vorteilen in der Förderung für den großstädtischen Bereich führt.
Daher muss im Verbund mit der Diskussion vor Ort auch die Auseinandersetzung mit dem Land über die Fördermodalitäten gesucht werden, betonte Manfred Wagner. Denn wenn wir über Fachkräftebedarf reden und Menschen auch in unsere Stadt bringen wollen, dann bedarf es auch der Zurverfügungstellung geeigneten Wohnraums. Dazu gehört für mich ganz unzweifelhaft auch der geförderte Mietwohnungsbau.
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