Am Bebel-Denkmal hat die Wetzlarer SPD um Bürgermeister Manfred Wagner am 22. Februar ein Blumengebinde niedergelegt. Exakt vor 175 Jahren - am 22. Februar 1840 - wurde August Bebel in Köln-Deutz, als Sohn des Ehepaares Johann und Wilhelmine Bebel geboren.
Wilhelmine Bebel stammte aus Wetzlar. Und nach dem frühen Tod des Vaters von August Bebel (1844) und dem Ableben des Stiefvaters (1846) sowie seines jüngeren Bruders Carl-Friedrich (1846) zog die Mutter Bebel mit ihren Söhnen August und Carl-Julius zurück nach Wetzlar. Als die Mutter verstarb, stand August Bebel erst im 14. Lebensjahr.
Nicht zuletzt aufgrund dieser Schicksalsschläge verlebte August Bebel in Wetzlar seine Kinder- und Jugendjahre, die an
Entbehrungen reich waren.
Der junge Bebel absolvierte in der Domstadt seine Drechslerlehre und von hier aus ging er anfangs des Jahres 1858 auf seine Gesellenwanderschaft, die ihn im Jahr
1860 nochmals kurz nach Wetzlar – er fand in Butzbach Arbeit – zurückführte. Noch im selben Jahr zog es August Bebel nach Leipzig. Hier engagierte er sich im Gewerblichen
Bildungsverein, hier begann sein öffentliches Leben und sein politischer Aufstieg. In der Folge wurde er zu einem der Gründerväter der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Bis zu seinem Tode
stand er der größten Arbeiterpartei der Welt vor, die allein zwischen 1906 und 1914 von knapp 400.000 auf 1,1 Mio. Mitglieder angewachsen war. Die Partei war nicht nur politische Richtschnur für
einen großen Teil der Arbeiterschaft sondern sie bot Heimat und Orientierung.
Schon 1893 hatte ein Hamburger Arbeiter in einer Kneipe bei einer Diskussion über die Bedeutung Wilhelms II. zum Ausdruck gebracht: „Mein Kaiser ist der Bebel“. Das Wort pflanzte sich fort; Carl von Ossietzky sprach vom „Gegenkaiser der Massen“. Als die Sozialdemokratie im Jahr 2013 mit großen Veranstaltungen auf ihre 150jährige Geschichte zurückblickte stand August Bebel, der vor einhundert Jahren, 73jährig in Passugg bei Zürich verstorben war, als einer der ganz Großen im Mittelpunkt.
In dem 1910 erschienen ersten Band seiner Memoiren „Aus meinem Leben“ hat er seine in Wetzlar verbrachten und von Armut und Unheil geprägten Jahre eindrucksvoll, gelegentlich humor- und liebevoll beschrieben. Dem Protokoll des im Oktober 1897 in Hamburg abgehaltenen Parteitages der Sozialdemokratischen Partei lässt sich das Zitat Bebels entnehmen: „Ich bin ja eigentlich Wetzlarer.“
Nicht nur, dass die Wetzlarer Jahre ihn und seine politischen Wertvorstellungen prägten, er hielt auch Zeit seines Lebens die Verbindung nach Wetzlar aufrecht. Testamentarisch bedachte er die Stadt mit einem Geldbetrag für die Armen- und Waisenunterstützung.
Die Stadt ehrte einen ihrer großen Söhne zuletzt 2013 mit einer großen Sonderausstellung im Stadt- und Industriemuseum („Einer von uns – August Bebel und Wetzlar“ sowie einem zur Ausstellung erschienen Begleitband („Zu aller Nutzen – August Bebel – Wirken und Wirkung). Auch bietet die Tourist-Info eine Kostümführung an, die sich mit Bebels Wetzlarer Zeit befasst.
An Bebel erinnert in Wetzlar der Bebel-Platz, das dort errichtete Bebeldenkmal, eine Plakette am ehemaligen Wohnhaus Bebels, aber auch die August-Bebel-Schule.
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